Kevin Fuchs, Jakob Ganslmeier, Andrea Grützner, Miguel Hahn + Jan-Christoph Hartung, Hannes Jung, Sara-Lena Maierhofer, Rebecca Sampson, Daniel Seiffert, Maria Sturm, Cale Garrido (Kuratorin)
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Wir sind APPARAT, ein Zusammenschluss von Fotografinnen und Fotografen und eine Kuratorin, die kollektiv Ideen und Arbeiten entwickeln und sich dabei mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen auseinandersetzen. Über das Konzipieren von Ausstellungen und Publikationen wollen wir Denkanstöße öffentlich teilen, ein Gespräch initiieren und eine Debatte rund um gesellschaftlichen Zusammenhalt anstoßen.
Die einen sagen „Wir schaffen das“, die anderen rufen „Wir sind das Volk“. Welche Mechanismen haben uns zum gesellschaftlichen Riss geführt? Existiert eine diffuse Angst in Deutschland, die unser politisches und ziviles Handeln beeinflusst? Zehn Künstler*innen und Fotograf*innen der Gruppe Apparat gehen dieser Frage in ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung nach.
Das Neue – verkörpert in der rasanten technologischen Entwicklung, im globalen Wandel, in den Migrationsbewegungen – birgt Chancen, für viele aber auch ein Gefühl der Machtlosigkeit, der Verunsicherung, der Angst vor Veränderung oder vor dem Verlust des Wohlstands. Diese Verhältnisse spielen autoritären und populistischen Politikern in die Hände, die vermeintlich einfache Formeln für die Zukunft versprechen – doch sollten wir dieser Tage nicht, ganz im Gegenteil, uns für eine Gesellschaft einsetzen, die auch Komplexität und Widersprüche zulässt?
Ein Gleichnis, 2019InstallationFotomontage auf Stoffdruck, gerahmt, 300 × 400 cmClaude Glas, Glas und Holz, 10 × 16 cm
In unsteten Zeiten besteht die Gefahr, sich von der Welt ins Private zurückzuziehen, sich sehnsüchtig Vergangenem und Traditionellem zuzuwenden. In ihrer Installation Ein Gleichnis lädt Maria Sturm die Besucher*innen dazu ein, eine wandfüllende Landschaftsaufnahme in einem Spiegel (Claude-Glas) zu betrachten, und dabei sich selbst. Sie beleuchtet die Bedeutsamkeit der eigenen (An-)Teilnahme an der Gesellschaft und fragt: Wo fängt Veränderung an?
Maria Sturm (*1985 in Ploiești, RO) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Fotografie an der Fach- hochschule Bielefeld und bis 2017 an der Rhode Island School of Design. Ihre Arbeiten wurden bereits in den Deichtorhallen, Hamburg, in der Aperture Foundation, New York und in der Getty Images Gallery, London ausgestellt.
The Wolf Is Present, 2019 Fotografien, Archival Print, gerahmt, 80 × 53,3 cm Grafiken (Zeitungen),Zeitungspapier, ungerahmt, verschiedene Formate
Der Wolf siedelt sich wieder in Deutschland an. Die Menschen sehen ihn nicht und fürchten ihn trotzdem. Warum? Hannes Jung fotografiert Orte, an denen Wölfe nachgewiesen wurde, durch Nutztierrisse, Lebensräume, Wolfssteine, die an historische Wolfstötungen erinnern – und Totfundorte. The Wolf Is Present spürt einem Gefühl nach, dass sich in unserer Gesellschaft vermehrt zeigt: Der Angst vor Veränderungen.
Hannes Jung (*1986 in Bremen, D) lebt und arbeitet als Fotograf in Berlin. Er studierte bis 2016 Fotografie an der Hochschule München, EASD Valencia und der Hochschule Hannover. Seine Arbei- ten wurden unter anderem im C/O Berlin, dem Copenhagen Photo Festival und den Fototagen Wiesbaden gezeigt.
Raufaser, 2018 – 2019Fotografien und digitalisiertes Archivmaterial, Fine Art Prints auf Fliestapete, ungerahmt, tapeziert, verschiedene Formate Original-Dokumente und Objekte, gerahmt
Daniel Seiffert zeichnet in seiner Arbeit Raufaser das Leben seiner verstorbenen Großmutter Irmgard Konrad nach, die als Überlebende des Holocausts unter ihren traumatischen Erfahrungen litt. Er untersucht mit Hilfe von Archivmaterialien, Videointerviews und eigenen Fotografien die unbewusste Weitergabe von Traumata an nachfolgende Generationen und konfrontiert sich mit seiner eigenen Identität als Kriegsenkel.
Daniel Seiffert (*1980 in Ost-Berlin, D) lebt und arbeitet in Berlin. Nach seinem Magister-Abschluss in Politik- und Medienwissenschaft sowie Afrikanistik studierte er an der Ostkreuzschule für Foto- grafie. Seine Arbeiten wurden unter anderem im C/O Berlin, auf der Paris Photo, PhotoEspana und dem Photomonth Minsk gezeigt.
Kabinette, 2018 Fotoemulsion auf Plexiglas, 98 × 57 × 5 cm Fotogramm, gerahmt, 120 × 80 cm Fotoemulsion auf Plexiglas, 110 × 71 × 5 cm
In ihrem dreidimensionalen Werk Kabinette bringt Sara-Lena Maierhofer über ein analoges fotografisches Verfahren Objekte ans Licht, die in den Depots vieler ethnologischer Sammlungen in Deutschland eingelagert sind. Damit stellt sie zur Debatte: Was für einen Sinn hat die kolonialistische Sammelwut heute? Und können diese sowohl alltäglichen als auch künstlerischen Objekte vom afrikanischen Kontinent einen kulturellen Austausch fördern? Denn auch über Tradition und kulturelles Erbe können wir uns gegenwärtigen Verhältnissen annähern.
Sara-Lena Maierhofer (*1982 in Freudenstadt, D) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte bis 2011 Fotografie und Medien an der Fachhochschule Bielefeld. Ihre Arbeiten waren schon im Museum für Fotografie, Berlin, in den Deichtorhallen Hamburg und im FOAM Museum in Amsterdam zu sehen.
Haut, Stein 2017 — 2019 Farbfotografien, Fine Art Druck auf Baryt, 120 cm × 96 cm Schwarz-weiß Diptychen, Fine Art Druck auf Baryt, 58 cm × 41 cm
Jakob Ganslmeier thematisiert in seiner fotografischen Dokumentation Haut, Stein den Ausstieg von Neonazis aus der Szene und den Umgang mit historischen NS-Symbolen in der Architektur des öffentlichen Raums. Eine nüchterne Porträtreihe zeigt Aussteiger aus der rechten Szene und begleitet die langwierige und schmerzhafte Entfernung von Tattoos rechtsextremer Symbole. Die Entfernung von Zeichen wird selbst zum Zeichen. Der zweite Teil seiner Arbeit setzt sich aus schwarz-weißen Architekturaufnahmen zusammen, die den Zustand der NS-Symbolik im öffentlichen Raum untersuchen. Trotz Entnazifizierung, Übermalungen oder anderer Verfremdungen sind diese immer noch deutlich sichtbar.
Jakob Ganslmeier (*1990 in München, D) lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte an der Ostkreuz- schule für Fotografie in Berlin und bis 2018 an der Fachhochschule Bielefeld. Seine Arbeiten wurden bereits im Nobel Peace Center in Oslo, in den Deichtorhallen, Hamburg und im Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst, Cottbus ausgestellt.
Lichtenberg, 2018 — 2019 Fotografie, Archival Pigment Print, gerahmt, 112 × 84 cm, 60 × 45 cm, 45 × 34 cm
Kevin Fuchs begibt sich mit seiner Arbeit Lichtenberg auf eine fotografische Spurensuche. Im Berliner Ostbezirk strömen Vergangenheit und Gegenwart zusammen: Altbauquartiere direkt neben sozialem Wohnungsbau, Nachwendebauten, großstädtische Straßenzüge, weitläufige Industriegebiete, Verwaltungskomplexe, geschützte Landschaftsgebiete, Historisches und Modernes im ständigen Wandel. Fuchs stellt erdrückende Stadtlandschaften und Porträts gegenüber, die den Charakter des Zusammenlebens vor Ort schildern.
Kevin Fuchs (*1983 in Zug, CH) lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte Journalismus und Kommu- nikation in Zürich und bis 2014 Fotografie an der Ostkreuzschule für Fotografie. Seine Arbeiten wurden unter anderem veröffentlicht von DUMMY, Süddeutsche Zeitung und Fluter.
Architekton, 2018 — 2019Fotografien, ungerahmt, 150 × 120 cm
Andrea Grützner beschäftigt sich mit dem DDR-Baukasten Der kleine Großblock Baumeister, der Kindern spielerisch die neue sowjetische Bauweise im Stil der Internationalen Moderne näher bringen sollte. In ihrer Arbeit Architekton richtet sie sich mit Anleihen an utopische Architekturentwürfe des 20. Jahrhunderts gegen das standardisierte Bauset und schafft Modelle, die noch wage an den Plattenbau erinnern, zugleich aber für einen freieren Umgang mit dem System stehen.
Andrea Grützner (*1984 in Pirna, D) lebt und arbeitet in New York und Berlin. 2014 schloss sie ihren Master in Fotografie an der Fachhochschule Bielefeld ab. Ihre Arbeiten wurden beispielsweise im Marta Herford, in den Deichtorhallen, Hamburg und im Center for Contemporary Photography Melbourne, Australien gezeigt.
Gefahrenindex, 2019 C-Prints, kaschiert und gerahmt, verschiedene Formate Zeichnungen, 30 × 21 cm Broschur, 21 × 15 cm
Die Deutschen halten insgesamt rund 450 Millionen Versicherungspolicen, das Geschäft der Angst boomt. Rebecca Sampson entführt in ihrer Arbeit Gefahrenindex in die Welt der Versicherungsmakler und flicht ein Mischgewebe aus eigenen Fotografien, Statistiken, Bewegtbild und Found Footage. Sie zeigt, wie sich das Gefühl von Sicherheit und Kontrolle vermeintlich mit Geld erzeugen lässt und reflektiert darüber, welche Strategien und Bedrohungsszenarien kreiert werden um Ängste zu schüren.
Rebecca Sampson (*1984 in Göttingen, D) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte bei Ute Mahler an der Ostkreuzschule für Fotografie. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in den Deichtorhallen, Hamburg, im Willy Brandt Haus, Berlin und und im FOAM Museum in Amsterdam gezeigt.
Den Bach runter, 2019 Fotografie und FilmVideoinstallation Projektion 32:9
Miguel Hahn & Jan-Christoph Hartung berichten von einem speziellen Trend: Deutsche, die aus Angst vor Überfremdung nach Ungarn auswandern. In ein Land, das seine Grenzen geschlossen hat und seine Feindseligkeit gegenüber der EU nicht verbirgt. Die Arbeit Den Bach runter erzählt von Menschen, die selbst Fremde in ihrer neuen Heimat sind und die die Überzeugung eint, den Untergang Deutschlands nun von einer friedlichen Insel aus beobachten zu können.
Miguel Hahn (*1982 in Heidelberg, D) und Jan-Christoph Hartung (1983 in Erbach, D) leben und arbeiten als Fotografenteam in Berlin. Hahn & Hartung studierten bis 2011 Fotografie an der Hochschule Darmstadt. Ihre Arbeiten wurden unter anderem bei C/O Berlin, in den Deichtorhallen Hamburg und den Rencontres International de la Photographie, Arles ausgestellt.
112 Seiten, 19 × 24 cmISBN: 978-3-942798-09-9Der Katalog kann beim Museum bestellt werden.
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